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OB Kandidaten: ÖPNV und Fahrradstadt stehen im Fokus

Mobiles Wuppertal wurde mit dem Ziel gegründet, Lust auf eine Verkehrswende in der Stadt machen. Eine gute Gelegenheit dazu bot am 30.08. das Fest „Platz des guten Lebens“ auf dem Platz der Republik, wo wir eine Podiumsdiskussion mit den Oberbürgermeister-Kandidat:innen zum Thema Mobilität organisierten. 6 Kandidaten hatten zugesagt, Mira Lehner, Die Partei, wurde von Jan Probst vertreten. 250 interessierte Zuschauer sorgten für eine imposante Kulisse.

Zu Beginn stellten wir die 10 Punkte unseres Leitbilds für gemeinwohlorientierte Mobilität vor: 

  1. Wuppertal wird eine Stadt, in der Achtjährige und Achtzigjährige gerne und sicher unterwegs sind, sich aufhalten und sich begegnen. Menschen sind unser Maßstab.

  2. Wege, die wir zu Fuß gehen, sind die Grundlage aller Mobilität. Wuppertal wird eine fußgängerfreundliche Stadt.

  3. Das Fahrrad ist ein effizientes und alltagstaugliches Verkehrsmittel. Wuppertal macht das Fahrrad zum gleichberechtigten Verkehrsmittel.

  4. Der ÖPNV verbindet alle Menschen. Wuppertal baut den ÖPNV zu einem attraktiven, nachhaltigen und leistungsfähigen Verkehrsmittel aus.

  5. Im Umweltverbund sind Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV fließend miteinander verknüpft. Wuppertal priorisiert den Umweltverbund.

  6. Die Stadt der Zukunft ist ein gesunder und lebenswerter Ort. Wuppertal fördert den Umstieg auf emissionsarme Mobilität.

  7. Öffentliche Flächen sind Begegnungsräume und schaffen Lebensqualität. Wuppertal definiert den Straßenraum neu.

  8. Gemeinschaftlich genutzte Verkehrsmittel bieten Alternativen zum privaten Autoverkehr. Wuppertal fördert Sharing-Angebote für Autos  und Fahrräder.

  9. Eine Veränderung der Mobilität geschieht gemeinschaftlich. Die gesamte Stadtgesellschaft entwickelt neue Konzepte und setzt sie um.

  10. Die Zukunft gestalten bedeutet auch, Fehler zu machen. Wuppertal ist mutig und erprobt neue Ideen

Im Anschluss daran wurde den sieben Oberbürgermeister-Kandidat:innen auf den Zahn gefühlt. Welche Vorstellungen von einer Mobilität für gutes Leben haben sie? Und mit welchen konkreten Projekten wollen Sie diese im Falle Ihrer Wahl realisieren? Wie wollen Sie die Verkehrswende gestalten, den Nahverkehrs zukunftsfähig machen und die Fahrradstadt Wirklichkeit werden lassen? Die Runde wurde von David J. Becher
moderiert und live gestreamt. Die von den Kandidaten angekündigten Schwerpunkte weisen zahlreiche
Übereinstimmungen auf: Die Verbesserung des ÖPNV steht bei allen auf der Agenda. Uwe Schneidewind und Bernhard Sander betonen dazu noch die Notwendigkeit, für ein nachhaltiges Finanzierungsmodell des ÖPNV zu sorgen.

Auch das Ziel Fahrradstadt 2025 wird von allen Kandidaten gleichermaßen befürwortet. Marcel Hafke schlägt den Bau einer Nord-Süd-Fahrradstraße vor. Uwe Schneidewind und Andreas Mucke wollen das Radverkehrsnetz in
Gänze weiter massiv ausbauen, um bis 2025 Fahrradstadt zu werden. Während Schneidewind in seiner Amtszeit mindestens ein autoarmes Quartier nach den Wünschen der Bewohner entwickeln will, hat sich Paschalis gleich die generelle Verkehrsberuhigung in allen Wohnquartieren auf die Fahne geschrieben. Die zentralen Punkte der
Kandidaten sind im Anhang zum Nachlesen dokumentiert.

Die Aufzeichnung der Diskussion ist auf https://www.youtube.com/watch?v=cwkPpXr2v-s&feature=youtu.be&t=840 verfügbar.

Fuss e.V. und Mobiles Wuppertal werden dem künftigen Wuppertaler Oberbürgermeister oder der Oberbürgermeisterin  nach der Wahl eine Mitgliedschaft im Fußverkehrsverband schenken, um ihn oder sie bei seiner/ihrer künftigen Arbeit zu unterstützen, in der Stadt eine menschenfreundliche Mobilität zu entwickeln.

 

Henrik Dahlmann

Wie sieht für Sie eine Mobilität für gutes Leben aus?

Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Durch die technologische, aber auch die gesellschaftliche Entwicklung hat sich der  Wunsch nach individuell passender Mobilität in den letzten Jahren deutlich verändert. Dafür muss in Zukunft ein allgemein verträgliches Lösungskonzept erarbeitet werden. Durch einen breiten Mix der unterschiedlichen Mobilitätsformen soll die Teilhabe aller Wuppertalerinnen und Wuppertaler gewährleistet sein. Denn dieses Problem können wir nur miteinander, nicht gegeneinander lösen. Dabei ist eine ideologisch aufgeladene Debatte ungeeignet.

Als Oberbürgermeister übernimmt man die Aufgabe, die unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse zu bündeln und auf dieser Grundlage Lösungen zu entwickeln. Für gutes Leben braucht man für sich persönlich geeignete Formen der Mobilität. Eine moderne Stadt schafft die Rahmenbedingungen dafür, zukunftsfähige Mobilität zu ermöglichen, ohne den jetzigen Mobilitätsmix zu ignorieren.

Nennen Sie bitte drei entsprechende Kernprojekte, die Sie in Ihrer Amtszeit umsetzen wollen.

1. Sanierungsstau in der öffentlichen Infrastruktur angehen

Aktuell hat Wuppertal eine stark vernachlässigte Mobilitätsinfrastruktur und rangiert in diesem Punkt am Ende des Rankings aller deutschen Großstädte.

Der bisherige Umgang mit diesem Grundgerüst städtischen Lebens schafft Probleme bei sozialer Teilhabe, der Sicherung von Arbeitsplätzen und vielem mehr.

2. ÖPNV neu ausrichten

Der ÖPNV in Wuppertal hat Luft nach oben. Das Debakel um die neuen Schwebebahnwagen muss zügig aufgeklärt werden und der Betrieb sichergestellt werden. Die Verantwortlichen dafür müssen benannt werden.

Die Anschaffung neuer Busse mit Wasserstoff-Antrieb ist sinnvoll und muss ausgebaut werden. Ein guter ÖPNV macht eine Stadt lebenswerter, deshalb muss die Anbindung der Außenbereiche deutlich verbessert werden.

3. Radwege bedarfsgerecht ausbauen

Der Radverkehr in Wuppertal nimmt langsam, aber stetig zu. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass dort, wo Bedarf ist, neue Radwege entstehen, damit wir in Wuppertal möglichst bald ein ineinandergreifendes Radwegenetz haben. Dies muss allerdings zielgerichtet und nach Sachargumenten geschehen, ohne ideologisch motivierte Schnellschüsse. Geht es nach Ideologie, dann entstehen Radweg-Abbiegespuren wie in Langerfeld an der Dahler Straße, die den restlichen Verkehr behindern, aber keinem Radfahrer in Wuppertal helfen. So entsteht Frust bei allen Beteiligten. Es muss darum gehen, mit den begrenzten Geldmitteln das Optimum umzusetzen. Dafür braucht es Sachverstand und Unvoreingenommenheit.

Marcel Hafke

Wie sieht für Sie eine Mobilität für gutes Leben aus?

Mobilität ermöglicht berufliche und wirtschaftliche, aber auch soziale, kulturelle und politische Teilhabe. Kurzum: Mobilität ist in einer modernen, demokratischen und offenen Gesellschaft eine absolute Grundvoraussetzung. Im Umkehrschluss bedeutet diese Feststellung aus meiner Sicht, dass Engagement für ‚Mobilität für gutes Leben‘ die komplexen und mitunter zuwiderlaufenden Bedürfnisse an Mobilität und Bewegung in der Stadt nicht gegeneinander ausspielt. Vielmehr muss der Anspruch sein, Mobilitätsbedürfnisse in ein tragfähiges Gesamtkonzept zu integrieren. Nur so gelingt es, im Miteinander Wege für alle zu bahnen.

Nennen Sie bitte drei entsprechende Kernprojekte, die Sie in Ihrer Amtszeit umsetzen wollen.

1. Das ÖPNV-Angebot in Wuppertal muss ausgebaut und umgebaut werden: Höhere Taktung, CO2-neutral und stadtteilbezogene Angebote in den Randzeiten, etwa mit Kleinbussen.

2. Parken muss in Wuppertal digital und bezahlbar organisiert werden – so reduzieren wir Parksuchverkehr und vermeiden dadurch Stau und unnötige Luftverschmutzung.

3. Die Nordbahntrasse ist ein wunderbares Projekt, das von allen Bürgerinnen und Bürgern sehr gut angenommen wurde und wird. Ergänzen wir diese Ost-West-Radverbindung um eine Nord-Süd-Route, um Wuppertal noch lebenswerter zu machen. Was dabei nicht helfen wird, ist Symbolpolitik wie eine Umweltspur auf der B7. Hier haben die Menschen in unserer Stadt etwas mehr politisches Engagement im Sinne der Stadtgesellschaft verdient.

Mira Lehner

Wie sieht für Sie eine Mobilität für gutes Leben aus?

Das bedeutet für jeden etwas anderes. Die Anforderungen aller Einzelpersonen unter einen Hut zu bekommen und auf jedes Schicksal eine Antwort zu finden sollte das Ziel sein, damit jeder ein gutes Leben führen kann.

Nennen Sie bitte drei entsprechende Kernprojekte, die Sie in Ihrer Amtszeit umsetzen wollen.

1. Bau einer zweiten Schwebebahn-Stammstrecke.

2. Jede einzelne Treppe in der Stadt der Treppen soll behindertengerecht macht werden.

3. Im gesamten Gebiet längs der B7 soll zukünftig nicht mehr Auto gefahren werden, sondern wieder zu alten Zeiten  zurückkehrt und das Pferd gesattelt werden, um zur Arbeit zu kommen.

Andreas Mucke

Wie sieht für Sie eine Mobilität für gutes Leben aus?

Mobil zu sein und sich damit selbstbestimmt und ökologisch fortbewegen zu können, ist für mich ein bedeutender Baustein für ein  gutes Leben. Es geht beim Mobilsein nicht alleine um das Ob sondern besonders auch um das Wie. Keine unnötige Zeit zu  verschwenden, weil man im Stau steht, einen Parkplatz sucht, den Anschlusszug verpasst hat, unüberwindbare Barrieren zu bezwingen hat oder fürchtet, als Radfahrender beim Abbiegen übersehen zu werden. Reisezeit entspannt nutzen, ohne die Umwelt durch  Schadstoffe und Lärm zu belasten.  

Nennen Sie bitte drei entsprechende Kernprojekte, die Sie in Ihrer Amtszeit umsetzen wollen.

1. Wuppertal als Fahrradstadt. Deshalb sollen die Trassen (u.a. Langerfeld-Trasse, Trasse Loh- Hatzfeld und die Verlängerung der Sambatrasse) sowie das innerstädtische Radwegenetz (u.a. durch einen Radweg auf der B7  zwischen Oberbarmen bis Vohwinkel) zügig ausgebaut werden. Sichere und saubere Abstellanlagen gehören genauso dazu. Damit will ich Autofahrer/innen zum Umsatteln motivieren.

2.  Weiterentwicklung des Betrieblichen Mobilitätskonzeptes für die Stadtverwaltung. Die Stadtverwaltung muss Vorreiter für  nachhaltige Mobilität sein. (z.B. mit einem Jobticket, Abstellmöglichkeiten für Räder, Dienstfahrräder etc.)

3. Digitalisierung des Verkehrs und Ausbau des ÖPNV. Dazu gehört die digitale aber auch physische Vernetzung von Verkehrsträgern, um zu Fuß gehen, Fahrrad, Auto (mit Stärkung der E-Mobilität), Bus (z.B. On Demand Verkehre für die Quartiere) & Bahn auf einem Weg miteinander kombinieren zu können. Die intelligente und damit ressourcenschonende Verkehrslenkung.

Panagiotis Paschalis

Wie sieht für Sie eine Mobilität für gutes Leben aus?

Ich komme dorthin, wo ich hin will. Aus eigener Kraft oder elektrisch.

Nennen Sie bitte drei entsprechende Kernprojekte, die Sie in Ihrer Amtszeit umsetzen wollen.

1. Restrukturierung der Stadtverwaltung zu einer effizienten, transparenten und bürgerorientierten Behörde.

2.  Anpassung des öffentlichen Nahverkehrs an den tatsächlichen Mobilitätsbedarf.

 3. Weitgehende Verkehrsberuhigung und Begrünung in den Wohnvierteln.

Bernhard Sander

Wie sieht für Sie eine Mobilität für gutes Leben aus?

Mobilität sollte allen, die den öffentlichen Raum nutzen, die Möglichkeit bieten preiswert, schnell, umweltfreundlich und sicher mit dem Verkehrsmittel ihrer Wahl ans Ziel zu kommen. Das schließt behindertenfreundliche Verkehrsmittel, Gleichberechtigung aller am  Verkehr Teilnehmenden und funktionale Netz-Infrastruktur ein.

Nennen Sie bitte drei entsprechende Kernprojekte, die Sie in Ihrer Amtszeit umsetzen wollen.

 1.  Aufbau eines alltagstauglichen Radwegenetzes entsprechend der vom Rat beschlossenen Planung Fahrradstadt 2025, insbesondere die Beseitigung das aktuell gefährlichsten Stellen.

2. Ausbau des ÖPNV insbesondere durch die Bevorrechtigung von Bussen im Straßenverkehr (Ampelschaltungen), durch umweltfreundliche Antriebe, Netzausbau.

3. Am Ende meiner Amtszeit sollte es ein solidarisches Bürgerticket geben (Jeder bezahlt - sozial gestaffelt- alle können fahren) und einen Verkehrsverbund für ganz NRW.

Uwe Schneidewind

Wie sieht für Sie eine Mobilität für gutes Leben aus?

Flexibel, Mensch-zugewandt, gesund und klimafreundlich.

 

Nennen Sie bitte drei entsprechende Kernprojekte, die Sie in Ihrer Amtszeit umsetzen wollen.

1. Umsetzung mindestens eines ersten auto-armen Quartiers mit hoher Lebensqualität in Wuppertal.

2. Erheblicher Ausbau der Fahrrad-Trassen-Struktur in Wuppertal (Stichworte: Tal-Achse, Langerfeld-Trasse, Verbindungsstrecken zwischen den Achsen)

3. Umsetzung einer neuen Finanzierungsstruktur für den ÖPNV in Wuppertal.