Antwort: Wir teilen Ihr Ziel, dass wir in den nächsten 30 Jahren den Verkehr in der Stadt klimaneutral gestalten müssen. Wir halten es aber für offen, welchen Anteil der ÖPNV daran haben wird. Die Elektrifizierung aller Verkehrsträger in den kommenden Jahren und Digitalisierung der Mobilität bieten vielfältigste Chancen, Mobilität und Nachhaltigkeit miteinander zu versöhnen. Hier wollen wir dem Markt als Entdeckungsverfahren nicht vorgreifen, aber natürlich die entsprechenden Rahmenbedingungen für ein faires Miteinander und Mobilität für alle Bürger in unserer Stadt gewährleisten.
1. Finanzierung des ÖPNV
Das bisherige Modell der ÖPNV- Finanzierung ist vor dem Hintergrund sinkender Querverbund-Erlöse des WSW-Gesamtkonzerns nicht mehr tragfähig. Mit dem Vorschlag zur Einführung eines solidarischen Bürgertickets wurde eine Möglichkeit einer nachhaltigen Finanzierung des derzeitigen ÖPNV-Angebotes, zuzüglich notwendiger Leistungsausweitungen aufgezeigt.
Welche Maßnahmen wird Ihre Partei zur nachhaltigen , dauerhaften Finanzierung des ÖPNV ergreifen?
Antwort: Das hohe Defizit der WSW mobil wird in nicht unerheblichem Maße durch die besonderen Aufwendungen für unser Wahrzeichen, die Schwebebahn verursacht. Wir setzen uns dafür ein, dass die Finanzierung dieses Teils nicht als Teil des ÖPNV, sondern gesondert erfolgt, verbunden mit einer separaten Finanzierung (idealerweise durch Bund und Land). Warum soll die Schwebebahn kein Unesco-Kulturerbe sein? Für die Elektrifizierung halten wir innovative Forschungsprojekte für den besten Weg, eine möglichst hohe Zuschussquote zu erreichen. BOB Solingen mit seinem O-Busprojekt oder die sei Hamburger Hochbahn seien hier als positive Beispiele genannt.
2. Döppersberg
Der neue ZOB Döppersberg verursacht durch seine abseitige Lage und den damit verbundenen umständlichen Betriebsablauf Reisezeitverlängerungen für die Fahrgäste von bis zu 10 Min. und betriebliche Mehrkosten von etwa 4-5 Mio.-€ jährlich, die aktuell durch verkehrlich nicht angezeigte Leistungskürzungen an anderer Stelle erwirtschaftet werden müssen.
Welche Maßnahmen wird Ihre Partei ergreifen um die äußerst unbefriedigende Situation für Fahrgäste und Verkehrsbetrieb deutlich zu verbessern?
Antwort: Mit der Entscheidung für den Busbahnhof an seiner jetzigen Stelle wurden seinerzeit kurze Umstiegswege zur Bahn gegenüber längeren Fahrzeiten auf die Südhöhen priorisiert. Im Rahmen einer von uns geforderten smarten Verkehrssteuerung halten wir eine gewisse Verbesserung der Reisezeiten für erreichbar. Die von Ihnen genannten betrieblichen Mehrkosten können wir so nicht nachvollziehen.
3. Elektrifizierung der Busflotte:
Der Green City Plan sieht zur Erreichung der Klimaschutzziele einen weitgehend elektrischen Betrieb der Busflotte vor. Zur Versorgung der neuen Brennstoffzellen-Busse reicht jedoch die Kapazität des Hydrolyseurs auf dem Gelände der MVA gerade einmal für höchstens 20 – 25 Standard-Busse aus bei einer Gesamtflotte von rd. 300 Bussen. Weiterer „grüner“ Wasserstoff steht absehbar nicht zur Verfügung oder wird auch für andere Anwendungen beansprucht. Unter betrieblichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten kommt u.E. für weitere Elektrifizierungsschritte nur eine Ausrüstung von Hauptstreckenabschnitten mit Fahrdraht und ein (Batterie-) Obusbetrieb wie in Solingen in Frage.
Wird sich Ihre Partei über das Wasserstoff – Pilotprojekt hinaus für weitere Elektrifizierungsmaßnahmen im Busverkehr einsetzen und welches System sollte dabei zum Einsatz kommen?
Antwort: Wir setzen uns dafür ein, dass die WSW in Zukunft konsequent nur noch elektrifizierte Fahrzeuge beschafft. Jetzt gibt es die entsprechenden Förderprogramme, die es zu nutzen gilt. Nach unseren Informationen können mit der Kapazitäten der AWG bis zu 1/3 der Busse auf Wasserstoff umgestellt werden. Aber auch Elektrobusse halten wir für eine Option, da die Technologie auch in diesem Bereich rasante Fortschritte macht.
4. Netzgestaltung Angebotspolitik
In zahlreichen Städten Europas existieren Konzepte, anstelle fehlender Straßen- und Stadtbahnen hochwertige Bussysteme gleicher Qualität auf ausgewählten Hauptachsen zu schaffen und dort Nachfrage zu bündeln. Diese zeichnen sich aus durch konsequente Beschleunigung, dichte Taktung (5, max. 10 –Min.- Takt), hohe Zuverlässigkeit durch Busspuren und Ampel-Vorrangschaltung, sowie komfortable Fahrzeuge und Haltestellen aus.
Damit können andererseits parallele, weniger nachgefragte Relationen teilweise in flexible Bedienungsformen z.B. die neuen On-Demand-Systeme umgewandelt werden. Auch in Wuppertal hatte es mit dem CE-Netz erste Ansätze zu einem solchen Premium-Netz gegeben.
Welche Vorstellungen hat Ihre Partei zum Ausbau des ÖPNV und einem modernisierten Busangebot?
Antwort:
Wir haben uns vor zwei Jahren vergeblich für Klimaanlagen in den Bussen der WSW eingesetzt.
Der von Ihnen skizzierte Ausbau mit einem 5-10 min Takt ist u.E. nicht finanzierbar, lenkt u.E. aber auch die Anstrengungen in die falsche Richtung. Fast alle heute in Reallaboren rund um den Globus probierten Lösungen setzen auf flexible, kleinere Fahrzeuge. Eine einfache Taktverdichtung der heutigen Busflotte halten wir nicht für nachhaltig. Wenn sich On-Demand-Lösungen etablieren, werden Sie die heutigen Buslinien erheblich kannibalisieren. Wuppertal ist eine polyzentrische Stadt. Gerade hier haben On-Demand-Systeme große Vorteile gegenüber liniengeführten Lösungen.